„Wer kommt, ist da.“ Knapp, präzise und wie gewohnt schlagfertig und verschmitzt antwortet FCE-Ehrenmitglied Walter Diehm auf die Frage, wer am heutigen Samstag bei ihm zu Gast sein wird. Der Posthauptsekretär i.R. wird heute 75 Jahre alt, und wer sich seine berufliche und ehrenamtliche Laufbahn vor Augen führt (siehe weiteren Artikel), erkennt rasch, dass der Jubilar seinen Ehrentag alles andere als einsam verbringen wird.
Denn neben seiner Familie, an erster Stelle Ehefrau Erika und Tochter Marion, wird ihm wohl eine ganze Reihe von Weggefährten ihre Aufwartung machen – ob das nun die Jahrgangskolleginnen und -kollegen sind, die Kegelbrüder vom „Bäcker-Kegelclub“ oder jene, die Walter Diehm im Beruf, im Sport und als Funktionär begleitet haben.
Als waschechter Wertheimer, der er ist, hat Diehm in seiner Geburtsstadt einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht. Durch seine Tätigkeit als „Postler“ kam er ohnehin schon recht früh mit vielen Menschen in Kontakt. Als er damit begann, kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, zusammen mit seinen Kollegen Aufbauarbeit zu leisten, war es bei der Post in Wertheim noch üblich, dass zwei Mal am Tag zugestellt worden ist. Pakete wurden damals noch in der Altstadt mit einem zweirädrigen Holzkarren zu den Empfängern gebracht. „Wir mussten auch schuften, und das haben wir gemacht“, erinnert sich Walter Diehm im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten an diese Zeit, die zwar inzwischen weit zurückliegt, aber im Gedächtnis haften blieb.
Ruhiger ging es wohl zu, als er als Postbeamter im Innendienst beschäftigt war, Schalterdienst verrichtete oder die so genannte „innere Kasse“ verwaltete. Lebhafter war es sicher zu jener Zeit wieder, als er in seiner Funktion als Ausbilder sich jenen jungen Menschen widmete, die wie er eine Laufbahn bei der Post starteten.
Lebensbegleitend wurde für den damals 19-Jährigen auch der Beginn seiner ehrenamtlichen Tätigkeit im Sport. Ab 1953 widmete er sich als Jugendtrainer und -leiter dem Fußball-Nachwuchs bei der SV Wertheim und verhalf Talenten wie Frieder Schott, Horst Volk oder Heinz Eger zum Sprung in die damalige II. Amateurliga Odenwald.
Ab 1959 konzentrierte sich Diehm aber zunächst auf sein berufliches Fortkommen – und fand auch bald sein privates Glück. Denn mit Erika Conzelmann hatte er die Frau fürs Leben gefunden und 1962 geheiratet. 1966 komplettierte Tochter Marion die Familie.
Er blieb ein Mann der Tat und engagierte sich auf derart vielfältige Weise, dass er sowohl bei seinem Fußballclub, dem FC Eichel, als auch im Fußballkreis (als Schiedsrichter und Staffelleiter) zur festen Größe wurde.
Leitlinie all seines Tuns war für Walter Diehm dabei immer, „meine Arbeit zu machen“ und sich dabei „nie in den Vordergrund zu drängen. Denn für andere kann man eher etwas tun und helfen, als sich selbst.“
Auch wenn Walter Diehm seit 1995 im Ruhestand ist, herrscht bei ihm kein Mangel an Bewegung. Ob es sich dabei um den täglichen Gang in die Stadtmitte handelt oder um den regelmäßigen Kegelabend, das Schwimmen, Fahrrad fahren und die Spaziergänge.
Seine Zeit weiß Walter Diehm durchaus sinnvoll zu nutzen. Zudem erfordert das eigene Häuschen im Lehmgrubenweg samt dazugehörigem Garten nach wie vor stets Aufmerksamkeit („Da gibt es immer Arbeit“).
Dass der Ruhestand aber „richtig gut tut“, das hat Diehm längst verinnerlicht. Und deshalb gehört es für ihn als seit eh und je geselligem Zeitgenossen zu den angenehmen Pflichten, die monatlichen Stammtische seines Jahrgangs zu organisieren, publik zu machen und selbstverständlich auch zu besuchen. Zum anderen ist er wöchentlich Gast beim „Sonntagsfrühschoppen in der Bach’schen“ und beim Rentnerstammtisch des FC Eichel.
Was er sich mittlerweile spart, sind jedoch die Sitzungen des Wertheimer Gemeinderates. Zwar ist sein Interesse an Wertheim im Allgemeinen und an der Innenstadt im Besonderen nach wie vor vorhanden. Doch es genügt ihm mittlerweile die Zeitungslektüre, um sich über das kommunalpolitische Geschehen auf dem Laufenden zu halten.
Und sollte dies einmal nicht ausreichen, gibt es ja genügend Kumpane, die ihm dies und das „flüstern“. Am heutigen Samstag zum Beispiel die besten Wünsche, Glück und Gesundheit zum 75. Geburtstag.
ZUR PERSON
Walter Diehm
Geboren am 21. Februar 1934 in Wertheim als erster Sohn des Ehepaares Friedrich Diehm (Schuhmachermeister) und Lina Diehm (geborene Stapf); mit seinen jüngeren Brüdern Günther (geboren 1938) und Wolfgang (geboren 1940, gestorben 2007) aufgewachsen in der Rittergasse.
Besuch der Volksschule in der Luisenstraße (1940 bis 1945) und in der Mühlenstraße (1946 bis 1948).
Seit 1962 verheiratet mit Erika, geborene Conzelmann; eine Tochter (Marion, geboren 1966).
Berufliche Stationen: Ab 1948 beim Postamt Wertheim; 1959 Aufstieg in den mittleren Dienst (ab 1961 Postbeamter); als Posthauptsekretär beschäftigt im Schalter- und Stellenleitungsdienst; ab 1982 in der - regional unterteilten - Berufsbildungsstelle als Ausbilder tätig bis zum Eintritt in den Ruhestand (1995).
Walter Diehm war von 1958 bis 1964 Personalratsvorsitzender im Postamt Wertheim und von 1968 bis 1980 Vorsitzender der Ortsgruppe Wertheim der Postgewerkschaft.
Stationen seiner sportlichen und ehrenamtlichen Laufbahn: ab 1950 aktiver Fußballer bei der damaligen SG Wertheim (als Rechtsaußen in der Jugendmannschaft); 1953 bis 1959 Jugendleiter und -trainer bei der SV Wertheim; ab 1960 Fußballtrainer beim SSV Urphar (1960/61) und beim SV Lindelbach (1964/65); seit 1966 beim FC Wertheim-Eichel (1966 bis 1969 Trainer der Senioren, 1971 Jugendtrainer, 1974 bis 1978 stellvertretender Vorsitzender).
Walter Diehm legte 1969 die Fußball-Schiedsrichter-Prüfung ab, war bis 1979 aktiv als Referee im Einsatz und gehört nach wie vor zur Schiedsrichtervereinigung (SRvgg) Tauberbischofsheim; von 1976 bis 1996 war er als Schiedsrichter-Beobachter und „Jungschiedsrichterberater“ aktiv. Darüber hinaus engagierte er sich als Staffelleiter der B-Klasse (später Kreisliga C) von 1978 bis zum Jahr 2001 für den Fußballkreis.
Ebenfalls zu seinen ehrenamtlichen Aufgaben gehörte eine sechs Jahre währende Tätigkeit als Kirchenältester im Rat der evangelischen Kirchengemeinde Wertheim.
Ehrungen: Walter Diehm ist seit 1994 Ehrenmitglied des FC Wertheim-Eichel; 1996 erhielt er die goldene Verbandsehrennadel des Badischen Fußball-Verbandes (BFV); bereits 1979 zeichnete ihn die Schiedsrichtervereinigung Tauberbischofsheim mit der Ehrennadel in Bronze aus, 1989 kam die silberne Ehrennadel hinzu; eine Urkunde und eine Armbanduhr gab es für Walter Diehm im Jahr 2001 bei der „Aktion Ehrenamt“ des DFB.
In Würdigung seiner Verdienste um den Fußballsport wurde Walter Diehm im Jahr 2001 als erstem Mitarbeiter des Fußballkreises Tauberbischofsheim der Titel „1. Ehrenkreismitarbeiter“ verliehen.
Texte erschienen in:
Fränkische Nachrichten, Lokalredaktion Wertheim, Samstag, 21. Februar 2009