In der jüngsten Sitzung des Stadtteilbeirates Eichel/Hofgarten am 17. Februar wurde lange und leidenschaftlich diskutiert über den Ärger, den Grundstückseigentümer zwischen Eichel und Urphar, aber auch der FCE mit den Wildschweinen hat, die Ende November/Anfang Dezember den Nebenplatz oberhalb der Landesstraße 2310 komplett umgepflügt und somit unbrauchbar gemacht hatten. Nachfolgend der Bericht über die Stadtteilbeiratssitzung aus den Fränkischen Nachrichten vom 19. Februar 2011 und der Artikel, mit dem der FCE Anfang Dezember (zum wiederholten Male) auf die „Sauplage“ aufmerksam gemacht hatte.
FN-Bericht 19. Februar 2011:
Man diskutierte lange und auch leidenschaftlich, so manches Mal brachen sich Bitterkeit und Sarkasmus Bahn. Doch am Ende der Debatte stand ein ernüchterndes Ergebnis: Es gibt offensichtlich keine zufriedenstellende Lösung für das "Wildtierproblem", mit dem sich viele Menschen in Eichel und im Hofgarten plagen. Rund 40 Interessierte waren am Donnerstagabend (17. Februar) zur Sitzung des Stadtteilbeirates in das Wohnstift Hofgarten gekommen. Die meisten wahrscheinlich wegen dieses Themas, "das in Eichel-Hofgarten für Irritationen und auch Empörung sorgt", wie Gremiumsvorsitzender Roland Olpp deutlich machte.
Ein Zivilisationsproblem, von dem beileibe nicht nur der Wertheimer Stadtteil betroffen sei, nannte Gernot Böck vom Kreisjagdamt die Angelegenheit. Die Wildschweine, und um diese ging es in der Diskussion hauptsächlich, seien "extrem intelligent, die wissen genau, wo passiert was, wo knallt es und wo nicht".
Auslöser der Plage ist laut Böck vor allem die Tatsache, dass die "Mainleite" vom bisherigen Hochwald auf den Stock gesetzt wurde und damit die Schwarzkittel dort nun ein ideales Gebiet vorfinden. Eine Bejagung sei auf dem Areal aber nahezu unmöglich. "Ich sehe ja kaum noch was, wenn die Sau nicht aufsteht", meinte der Vertreter des Landratsamtes.
So werde es eine Drückjagd, einziges Instrument mit einigermaßen Aussicht auf Erfolg, nicht geben, weil der Hang extrem gefährlich sei und die Berufsgenossenschaft jegliche Haftung für eventuelle Unfallschäden bei Teilnehmern einer solchen Jagd kategorisch ablehne. Bleibe die so genannte "Kirrjagd" in Vollmond- oder sternenklaren Nächten, bei der das Wild mit Futter angelockt werde, erläuterte Böck. Von den Jagdpächtern seien solche Aktionen zugesagt, die Forstbehörde wolle noch einige Diagonal- beziehungsweise Schießschneisen im Gelände anlegen, das Jagdamt werde "bei der Menge der Kirrung nicht ganz so kleinlich sein". Auf bayerischer Seite im so genannten "Himmelreich" wiederum würden Drückjagden veranstaltet, wobei die Zahl der Wildschweine, die den Main durchschwimmen, wohl doch nicht ganz so hoch liege, wie einmal angenommen.
Auf Unverständnis im Publikum stieß die Aussage Böcks, dass der Einsatz von Nachtsichtgeräten in Deutschland verboten ist.
Viele Anwesende nutzten die Gelegenheit, ihre Beschwerden teils drastisch vorzubringen. In Mitleidenschaft gezogen wurden und werden nahezu alle Flächen, seien es nun landwirtschaftlich genutzte Areale, Streuobst- und reine Wiesen oder Sportplätze. Bei Entschädigungen sieht die Lage ziemlich trübe aus. "Man hat ja Verständnis für alles, aber man muss auch Verständnis haben für die, die den Schaden erleiden", hieß es beispielsweise und weiter noch, "man kommt ja mit dem Bulldog nicht mehr in den Wald, weil alles umgewühlt ist". Mehrere Zuschauer schilderten, "mittlerweile laufen die Wildschweine in aller Seelenruhe durch das Wohngebiet".
Wie zuvor Gernot Böck ging auch Bürgermeister Wolfgang Stein zunächst noch einmal auf den "runden Tisch" ein, der am 21. Dezember stattfand, und bekräftigte, dass die Berufsgenossenschaft keine Haftung bei einer Drückjagd übernehme und die Jagdpächter nicht zuletzt deshalb auch die Verantwortung dafür ablehnten. Die Stadt, machte Stein deutlich, würde das entsprechende Areal für eine Jagd sperren. So bleibe die „Kirrjagd“ als einzige Möglichkeit in der Mainleite.
Sowohl der Vertreter des Jagdamtes, als auch der Bürgermeister beteuerten, die Problematik sei sehr wohl bewusst und werde auch ernst genommen. Man stoße aber an gesetzliche Grenzen. Vorhandene Spielräume wolle man nutzen, unterstrich Stein, "aber die Möglichkeiten, die Sie sich vorstellen, sind rechtlich nicht gegeben".
Während einige Grundstücksbesitzer, darunter auch der FC Eichel, an Einzäunungen denken, machten andere deutlich, dass sie die Bewirtschaftung ihrer Flächen aufgeben wollen. "Ich mache nichts mehr da draußen", sagte ein Zuhörer, der nach eigenem Bekunden "seit 45 Jahren meine Wiese ordentlich gehalten" hat. Aber "jetzt ist Feierabend".
Gernot Böck versuchte zumindest all diejenigen zu beruhigen, die Angst vor einer Begegnung mit den Tieren haben. "Es ist und bleibt Wild, und Wild hat grundsätzlich mal Angst vor den Menschen", meinte er. "Ich behaupte mal, Sie werden es nicht erleben, dass ein Wildschwein einfach so auf Sie zu rennt." Stadtteilbeiratsvorsitzender Roland Olpp meinte abschließend, "wir können uns nur beklagen, zum Beispiel darüber, dass die Sauen intelligenter sind, als wir es für möglich gehalten haben".
FN-Bericht vom 9. Dezember 2010:
Die Schäden, die Wildschweine am Nebenplatz des FC Eichel oberhalb der Landesstraße 2310 Ende November/Anfang Dezember 2010 angerichtet haben, werden immer mehr zu einem großen Ärgernis für den Verein. Denn der steht nun vor einem umgepflügten und somit unbrauchbar gemachten Spielfeld und kann eigentlich niemanden für den entstandenen Schaden verantwortlich machen.
„Es gibt in diesem Fall wohl keine Handhabe, denn rechtlich sind solche Sportanlagen wie ein Gartengrundstück zu betrachten. Und da hilft gegen Wildschäden wohl nur eine Umzäunung, falls die bauordnungsrechtlich machbar ist. Ansonsten gilt: Wild ist herrenlos“, sagte dazu Heiner Klett, Rechtsanwalt beim Landesbauernverband, den der FCE – anlässlich einer Veranstaltung des Kreisbauernverbandes in Steinfurt – zu der aktuellen Problematik befragte.
Der Nebenplatz des FCE ist in dem Gebiet zwischen dem Dorf und der Staustufe Eichel übrigens nicht die einzige Fläche, die vom Schwarzwild in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Auch andere Grundstückseigentümer in diesem Gebiet (und darüber hinaus) mussten in den vergangenen Monaten (teils auch Jahren) Bekanntschaft machen mit dem, was die Sauen bei ihrer Futtersuche so hinterlassen.
Dass die Wildschweinpopulation dermaßen zugenommen hat, liegt laut Egon Schönigh, Jagdaufseher aus Dietenhan, vor allem daran, dass „seit mindestens zehn Jahren in dem nun betroffenen Gebiet nicht mehr richtig gejagt worden ist. Das hätte kontinuierlich geschehen müssen. Es ist nun einmal eine Aufgabe des Jagdpächters, die Population des Schwarzwildes in Grenzen zu halten.“
Schönigh teilt im übrigen die Befürchtungen, die der ehemalige Vorsitzende des FCE, Roland Grottenthaler, in seinem Leserbrief in den hiesigen Tageszeitungen (erschienen am 27. November 2010) geäußert hat. Unter anderem wies Grottenthaler darauf hin, dass die von den Wildschäden betroffenen Bürger von Seiten der zuständigen Stellen (Jäger, Stadtverwaltung, unter Jagdschutzbehörde beim Landratsamt) bisher stets „vertröstet“ werden, denn es sei „alles unter Kontrolle“. Dass dem nicht so ist, zeigte eine Aussage von Wertheims Stadtrat Bernd Hartmannsgruber in der jüngsten Gemeinderatssitzung, in der er feststellte, dass die Abschussquoten nicht eingehalten werden. Jagdaufseher Schönigh stimmte dem im Gespräch mit dem FCE nicht nur zu, sondern ging auch einen Schritt weiter: „Die Wildschweine sind momentan das größte Problem in dem Bereich um die Mainleite zwischen Eichel und Urphar. Da muss etwas geschehen! Aber die Stadt hält sich bisher dezent zurück, und die Mitwirkungspflicht der Behörden, das Problem zu lösen, ist in Wertheim meiner Meinung nach nicht gegeben. Der Abschussplan findet bisher nur auf der Straße statt.“
Somit steht zu befürchten, dass die Behörden wohl wirklich erst dann reagieren, wenn „mehr“ passiert ist, sprich: die Wildschwein-Horde bei ihrer Futtersuche die Landesstraße 2310 überquert – und entsprechend die Unfallgefahr steigt –, und sich unter anderem auf dem Hauptplatz des FCE oder dem benachbarten Friedhof austobt. „Wenn ein Wildschwein sein Futter nicht mehr im Wald findet, dann geht es als Allesfresser überall hin“, weiß Jagdaufseher Schönigh.
Immerhin ist „das besondere Eck dort in Eichel“ bei der Stadtverwaltung durchaus bekannt, wie ein Anruf bei Hubert Burger vom Liegenschaftsamt ergab. „Uns ist die Problematik dort nicht unbekannt. Aber hier eine Treibjagd zu veranstalten, ist wegen der Verkehrsführung mit der Landesstraße 2310 und der nahen Wohnbebauung nicht so einfach. Wir sind in der Sache aber bereits in Gesprächen mit der Kreisjagdbehörde.“
Am Zuge sind nun also die Behörden (Stadt, untere Jagdbehörde beim Landratsamt), in der Mainleite eine Jagd auf die Schwarzkittel zu genehmigen, selbst wenn dazu die Landesstraße 2310 gesperrt werden müsste. Ein Jäger, der sich in der Region gut auskennt, meinte schließlich im Gespräch mit dem FCE, dass die Wildsäue „jetzt ein paar Mal auf die Hucke kriegen müssten“, um das Gebiet anschließend hoffentlich wieder zu meiden.