„Gäbe es ihn nicht, man müsste ihn glatt erfinden.“ Doch es gibt ihn schon, und zwar seit nunmehr „runden“ zehn Jahren, den Rentnerstammtisch, der in schöner Regelmäßigkeit dienstags ab 16 Uhr im Sportheim des FC Eichel angeboten wird.
Als nun am vorigen Dienstag „die Zeitung“ in Form eines „Ächler-Echo-Redakteurs“ in der gemütlichen Runde auftauchte und den Grund des Besuches nannte, waren sich die „Alten Herren“ (Frauen wurden bislang sehr selten gesichtet, obwohl das Angebot auch für sie gilt) schnell einig: „Das müssten wir eigentlich feiern!“ Möglicherweise gibt es dieses „Fest“ noch in diesem Jahr, denn am 27. Dezember findet er, letztmals in 2011, wieder statt.
Es dürfte einen nicht wundern, denn auch der Start des „Rentnerstammtisch“ vor zehn Jahren verlief im Rekordtempo. Damals machte sich an einem Donnerstag eine Delegation des FCE auf nach Distelhausen, um der dort ansässigen Brauerei einen Besuch abzustatten. Kurze Zeit zuvor waren die „Distelhäuser“ neuer Bierlieferant für das Sportheim geworden. Während der jüngere Teil der „Ächler“ sich nach einem informativen Rundgang durch die Produktionsstätten und das Gelände ernsthaft daran machte, wirklich alle der 13 angebotenen Biersorten zu probieren, sprach FCE-Ehrenvorsitzender Wilhelm Heid am Tisch der älteren FC’ler jenen Gedanken aus, aus dem nur fünf Tage der erste „Rentnerstammtisch“ im Sportheim werden sollte. „Wäre schön, wenn wir uns einmal in der Woche treffen könnten“, sagte der damals 80-Jährige.
Das war am 25. Januar, und nur fünf Tage später, am 30. Januar 2001, zeigte sich beim ersten Treffen dieser Art schon, dass der neue Stammtisch ein Renner werden würde. Schon bald hatte sich die Besucherzahl auf durchschnittlich rund 20 Personen eingependelt, die eine Zusammenkunft dieser Art (natürlich) aus früheren Zeiten kannten – als Ort zum Unterhalten.
In Eichel ging es früher vor allem in den „Grünen Baum“. „Da war aber jeden Abend Rentnerstammtisch“, erinnerte sich am Dienstag Richard Merkert an jenes Lokal, in das einige „Ächler“ aufgrund der Nähe zwischen Wohn- und Gasthaus sogar in ihren Hausschuhen „schlappten“. Beim Bier oder beim Glas Wein – einst sicher auch „Öpflwein“ und nach wie vor gerne „geschorlt“ – sitzen sie nun wieder beisammen, die Stammtischbrüder. Früher wie heute wird dabei aktuelles Tagesgeschehen ebenso kommentiert wie der übrige Lauf der Welt, manchmal aber auch einfach mal „dumm daher gebabbelt“.
Bei Getränken und Gesprächen bleibt es bei geselligen Veranstaltungen wie dem „Rentnerstammtisch“ allerdings nicht. Da gehört auch immer noch der Vesperteller dazu. Ob Hausmacherplatte oder einfach mal eine Butterbrezel – die kulinarischen Angebote werden vom Stammtisch nie verachtet, im Gegenteil. „Und wer nachmittags aus Prinzip keine Weißwurst mehr isst, der kriegt halt eine Extrawurst“, hieß beim „Ächler-Echo“-Besuch am Dienstag dazu.
Als vor zehn Jahren Karl Schwenk zusammen mit seiner Frau Inge begann, auch den „Rentnerstammtisch“ in hervorragender Weise zu bewirten, war das FCE-Sportheim zweifellos um eine Attraktion reicher geworden. Der nicht nachlassende gute Besuch zeigte auf, dass der FCE mit dem neuen Angebot in der Tat eine Lücke geschlossen hatte. Ältere Bewohner(innen) aus den Stadtteilen Eichel und Hofgarten wissen seitdem (oder jetzt), dass es – wie eben früher im „Grünen Baum“ – wieder einen „Ort zum Unterhalten“ gibt, zumindest einmal in der Woche.
Dass es sich beim „Rentnerstammtisch“ um eine öffentliche Veranstaltung handelt, sei in diesem Zusammenhand auch gleich erwähnt. Regelmäßig tauchen inzwischen Besucher aus Kreuzwertheim und/oder Bestenheid auf. Dass „Neuzugänge“ stets willkommen sind, betonten die „Rentner von heute“ am Dienstag. „Wir haben noch Plätze frei“, sagte FCE-Ehrenvorsitzender Leonhard Grottenthaler schmunzelnd, wohl wissend, dass es durchaus einige Kandidaten gibt, die sich bisher nicht haben blicken lassen. Aber das kann ja noch werden. Grottenthaler pflegt übrigens beim „Rentnerstammtisch“ die Gepflogenheit, aus seinem persönlichen Schoppenglas zu trinken. Das stammt aus dem Jahr 1966 und ist ein Geschenk des Tiroler Fußball-Verbandes.
Was auch wenige wissen: Der FCE-Ehrenvorsitzende sprang Mitte der 2000er Jahre als Wirt zum ersten Mal ein, als Karl Schwenk schwer erkrankt war. Die „Ablösung“ von Grottenthaler als Sportheim-Wirt kam dann aber bald in Form von Günther Diehm, der ab dem Jahr 2005 seinen Spaß an der ehrenamtlichen Arbeit in unserem Verein gefunden hat. Den Vertrag als Rentnerstammtisch-Wirt hatte er mit der einfachen Antwort „ja“ auf die einfache Frage „kannst du mir mal helfen?“ sozusagen gleich mit unterschrieben. „Da bin ich dann so reingeschlittert“, meinte Günther, wie immer mit dem so signifikanten Lächeln im Gesicht. Leonhard Grottenthaler war dann 2007/2008 nochmals zur Stelle, als der gute „Geist“ in unserem Sportheim wegen eines komplizierten Knochenbruchs fast ein ganzes Jahr aus Genesungsgründen ausfiel – und in dieser Zeit auch nicht seinen „Zwillingsbruder“ schicken konnte, von dem er so gern wie oft grüßt und spricht.
„Mit unserem Wirt Günther sind wir alle hier sehr zufrieden“, erhielt Diehm am Dienstag gleich mal (wieder) ein großes Lob aus der geselligen Rentnerrunde. Wer sich also ein Bild machen möchte, kann dienstags (außer Feiertag) zwischen 16 und 18 Uhr ruhig einmal reinschauen beim Rentnerstammtisch des FC Eichel. Hingewiesen sei an dieser Stelle auch auf den Frühschoppen (jeweils von 10 bis 12 Uhr an Sonn- und Feiertagen, Ausnahme: 25. Dezember 2011).
Den Frühschoppen gibt es im FCE-Sportheim zwar schon viel länger als den „Rentnerstammtisch“, doch der hat sich in seinem zehnjährigen Bestehen in jedem Fall als Fixpunkt etabliert – also alles ganz im Sinne seines Erfinders Wilhelm Heid.