Über das Thema „Kinder- und Jugendschutz im Verein“ referierte Dr. Michael Lippert, Mitarbeiter des Jugendamts des Main-Tauber-Kreises in den Sachgebieten Jugendhilfeplanung, Jugendarbeit, Jugendsport- und Sportförderung sowie Systembetreuung Fachverfahren, am Donnerstag (8. März) im Sportheim des FC Eichel. FCE-Vorstandsmitglieder und -Trainer erfuhren dabei nicht nur die aktuelle Rechtslage, sondern auch viele Anregungen und konkrete Möglichkeiten zur Umsetzung dieses hochaktuellen Themas im Verein.
Mit 679 Mitgliedern sei der FC Eichel der viertgrößte Sportverein der Stadt Wertheim, so FCE-Vorsitzender Roland Olpp in seinen Willkommensworten. „Darunter sind rund 240 Kinder und Jugendliche, sowohl Jungen als auch Mädchen. Für diese Heranwachsenden bestmögliche Rahmenbedingungen für die Entwicklung einer starken und gesunden Persönlichkeit zu schaffen, gehört zu den obersten Zielen unseres Vereins. Insofern nehmen wir beim FCE das Thema Kinder- und Jugendschutz schon seit langer Zeit sehr ernst, möchten uns auf diesem Feld aber nun noch professioneller und handlungsstark aufstellen“, so FCE-Vorsitzender Roland Olpp.
Laut Dr. Michael Lippert hätten inzwischen einige Vereine den Handlungsbedarf auf diesem Feld erkannt und bereits Schritte unternommen – „leider noch zu wenige“. Der erste Schritt sei daher, in einem Verein für das Thema zu sensibilisieren und es regelmäßig ins Gespräch zu bringen, sowohl innerhalb der Gremien als auch durch transparenten Umgang gegenüber Mitgliedern und Eltern.
Nach aktueller Rechtslage könne der Gesetzgeber einen Verein nicht zur Einhaltung von bestimmten Regelungen verpflichten. Wohl aber müssten die Träger der öffentlichen Jugendhilfe (zum Beispiel das Jugendamt) laut Paragraf 72a, SGB VIII, den Jugendschutz auch bei Trägern der freien Jugendhilfe (zum Beispiel Vereinen) sicherstellen: „Die Träger der öffentlichen Jugendhilfe sollen durch Vereinbarungen mit den Trägern der freien Jugendhilfe sicherstellen, dass diese keine Person die wegen einer Straftat nach den Paragrafen 171 […] [Anmerkung: Es handelt sich um Straftaten im Zusammenhang mit Kinder und Jugendlichen] rechtskräftig verurteilt worden ist, beschäftigen“. Zusammengefasst geht es darin um den Tätigkeitsausschluss für einschlägig vorbestrafte Personen.
Insofern sei eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem Verein als Träger der freien Jugendhilfe und Jugendamt als Träger der öffentlichen Jugendhilfe eine empfehlenswerte Maßnahme. Dabei verpflichtet sich der Verein zur Qualifizierung seiner – beim FCE allesamt ehrenamtlichen – Mitarbeiter sowie zur Präventionsarbeit.
In dieser Kooperationsvereinbarung sei auch ein zweiter wichtiger Punkt fest verankert: Das erweiterte Führungszeugnis. Dessen Vorlage beziehungsweise Einsichtnahme geschehe jedoch auf freiwilliger Basis. Grundsätzlich sei es Vereinen jedoch geraten, von jedem Trainer und Betreuer im Umgang mit Minderjährigen ein solches einzusehen, gerade auch bei Veranstaltungen mit einem hohen Grad an Nähe, zum Beispiel Übernachtungen. Die Einsichtnahme sei aufgrund des Eingriffes in wichtige Bereiche des Persönlichkeitsbereiches der Ehrenamtlichen sowie des Datenschutzes natürlich ein heikles Thema. In Wertheim sei es jedoch auch möglich, die Einsichtnahme durch die Stadtverwaltung anstatt durch einen Vereinsverantwortlichen vornehmen zu lassen.
Darüber hinaus gehe es jedoch auch um ein umfassendes Präventionskonzept. Bestandteile daraus können die Überprüfung des Vereinslebens auf Gefahrenstellen sowie die Installierung eines Jugendschutzbeauftragten oder einer Ansprechperson im Verein sein.
„Der FC Eichel hat selbstverständlich vollstes Vertrauen in seine Verantwortlichen, insbesondere seine Jugendtrainerinnen und -trainer. Wir haben bereits seit zwei Jahren präventiv erste Schutzmaßnahmen im Verein installiert, sehen uns hier jedoch in der Pflicht, bestmöglichen Standards zu genügen. Daher sind wir dankbar für die weiteren Anregungen, wie wir unsere Kinder und Jugendlichen noch besser schützen und in einem sicheren Umfeld fördern können“, waren sich die FCE-Vorstände Kai Grottenthaler, Mirco Göbel und Roland Olpp nach der Veranstaltung einig. „Die heutigen Impulse und konkreten Handlungsmöglichkeiten nun in die Tat umzusetzen, haben wir uns bis zur neuen Saison als Ziel gesetzt. Dabei setzen wir auf größtmögliche Transparenz, sowohl innerhalb der Vereinsgremien als auch gegenüber unseren Mitgliedern und deren Eltern“, so das Vorstandstrio abschließend.