Flüchtlingskinder spielten Fußball auf dem SoccerCourt des FCE

Es hat etwas länger gedauert als gedacht, aber am Mittwoch (28. Oktober) durfte Sven Szabo, Jugendbetreuer beim FC Eichel, seine Idee endlich umsetzen. Er hatte schon kurz nach der Ankunft der ersten Flüchtlinge auf dem Reinhardshof die Initiative ergriffen und angeboten, den Kindern der Einrichtung ein Fußballtraining zu ermöglichen.
Bis es nun am Mittwoch soweit war, mussten allerdings erst ein paar (bürokratische) Hürden überwunden werden. Den Eltern der Kinder war beispielsweise klarzumachen, was da nun mittwochs mit ihren Sprösslingen geschehen soll. „Wir würden unsere Kinder in einem uns fremden Land wahrscheinlich auch nicht ,irgendwelchen’ Einheimischen für ein paar Stunden ,überlassen’“, hatte Mirco Göbel, inzwischen Leiter der Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge auf dem Reinhardshof, schon vor einigen Tagen als einen guten Grund dafür geliefert, dass die Umsetzung von Sven Szabos Initiative sorgfältig vorbereitet sein will.
Auch rechtlich musste im Vorfeld erst einmal alles abgeklärt sein, schließlich kann auch bei Fahrten zwischen Erstaufnahmestelle und FCE-Sportgelände etwas passieren, von „Sportunfällen“ mal ganz zu schweigen. Zudem mussten die Eltern noch eine Einverständniserklärung unterzeichnen.
Das Angebot, den Kindern etwas Freizeitbeschäftigung auch mal außerhalb der Erstaufnahmestelle zu bieten, hat sich dann offenbar in der Einrichtung erst einmal sehr langsam herumgesprochen. „Zunächst hatten wir gerade mal zwei Anmeldungen“, informierte Sven Szabo, „dann wollten plötzlich alle mit.“
Um Tränen zu vermeiden, fuhr Sven Szabo also gleich zwei Mal mit dem Vereinsbus, um die Kinder vom Reinhardshof abzuholen und auch wieder dorthin zurückzubringen. Maria Dinkel, im Verein „Willkommen in Wertheim“ in der „Sportgruppe“ aktiv, transportierte die restlichen Jungs im Privat-Pkw, dazu Fayz Younes, einen 28-jährigen Syrer, der als Dolmetscher fungierte. Ohne seine Hilfe wäre das oben zu sehende Mannschaftsfoto wohl nie zu Stande gekommen. Als das aber (endlich) „im Kasten“ war, konnte die Toberei mit Ball auf dem SoccerCourt des FCE starten.
Der Versuch, etwa die Hälfte der Jungs auf den Aufwärmplatz zu locken, damit alle genug Platz zum Spielen haben, scheiterte dann jedoch relativ kläglich. Nach wenigen Minuten folgten auch die Jungs, die auf dem SoccerCourt spielen sollten. „Sie wollen zusammenbleiben“, erklärte Fayz Younes dazu.
Rund zwei Stunden gab es dann aber kaum noch Verständigungsschwierigkeiten, denn da entfaltete der Fußballsport „seine“ weltweit verständliche Sprache. Die Jungs kickten nach Herzenslust, probierten ein paar Ballübungen und bejubelten ihre Treffer mit einem langgezogenen „Gooool“.
Eine willkommene Unterbrechung der Aktivitäten boten Nadja Szabo und Christina Kurter, deren selbst gemachte Muffins ebenso heiß begehrt waren wie Lebkuchen, Spekulatius und weiteres „Naschzeug“. Dazu gab es Kinderpunsch und/oder Wasser. So gestärkt, ging es gleich wieder zurück auf den Sportplatz.
„Ich finde, das ist ein super-gutes Projekt“, freute sich Maria Dinkel über die nun umgesetzte Initiative des FCE-Jugendbetreuers. „So kommen die Kinder mal raus aus der Erstaufnahmestelle und können sich richtig austoben. Ganz toll wäre es, wenn auch noch ein paar Eichler Kinder dazu kommen würden, dann lernen alle nebenbei auch etwas voneinander.“
Die „Flüchtlingskinder“ beispielsweise können seit Mittwoch, da das FCE-Sportgelände nahe des Mains liegt, schon mal mit dem Wort „Schiff“ etwas anfangen, während Nadja Szabo sich den arabischen Begriff dafür („safina“) merken durfte.
Für Sven Szabo war der Auftakt „zwar etwas chaotisch, weil es mehr Kinder waren als geplant, aber das werden wir auch noch geregelt bekommen. Doch die Kinder hatten ihren Spaß und werden bestimmt alle nächsten Mittwoch wiederkommen wollen.“ Zu überlegen sei, so Szabo, künftig die Jüngeren und die etwas Älteren abwechselnd Fußball spielen zu lassen. So lange das Wetter mitspielt, soll es das Angebot nun jeden Mittwoch geben.
Als die Spielerei vorbei war, wurde übrigens schon mehr Deutsch gesprochen als vorher. „Auf Wiedersehen, bis nächsten Mittwoch!“ hatte Fayz Younes den Jungs rasch beigebracht.
Und Maria Dinkel brachte, nachdem sie die erste „Fuhre“ wieder zurück auf den Reinhardshof gebracht hatte, die Kunde mit, dass das Fußballangebot sich endgültig herumgesprochen hat. „Die älteren Jugendlichen haben ebenfalls großes Interesse“, sagte sie.