23.07.2016 | Nationalspieler aus Eichel: Philipp Wetterich nimmt an Quidditch-WM teil

Philipp Wetterich bei einer Offensivaktion. Um Quidditch spielen zu können, braucht es nicht viele Fähigkeiten. Die „Besen“ sind leichte Kunststoffstangen aus dem Baumarkt, ihre Flugeigenschaften entsprechend eingeschränkt. 	Bild:GC BruggelingIn Frankfurt am Main findet am Wochenende 23./24. Juli eine Weltmeisterschaft statt, und im Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft ist mit Philipp Wetterich ein junger Mann, der vor gar nicht allzu langer Zeit noch beim FC Eichel Fußball und Tischtennis gespielt hat. In diesem Fall geht es jedoch nicht um Fußball, sondern um „Quidditch“, bekannt aus den Harry-Potter-Büchern und -Filmen.

In den Fränkischen Nachrichten, Lokalausgabe Wertheim, erschien kürzlich folgender Artikel über den Sport und auch über Philipp Wetterich
Vor zwei Jahren sah er eine Anzeige des Universitätssports. Darin wurde für das Quidditch geworben. Anfangs dachte Philipp Wetterich, dass es sich lediglich um einen Scherz handeln würde. Als er dann aus Neugier vorbeischaute, merkte er schnell: „Es handelt sich um einen echten Sport.“ Spielte der Maschinenbau-Student zuvor Fußball und Tischtennis, packte ihn die Leidenschaft für den Besensport. „Anders als etwa im Fußball ist der Wettkampf nicht so wichtig. Die Gemeinschaft und der Spaß stehen im Vordergrund.“
Die Quidditch-Spieler seien alle eine große, offene Gemeinschaft. Natürlich gehe es auf dem Platz schon ernsthaft zur Sache, aber danach könnten alle auch wieder über sich selbst lachen.
„Man braucht nicht viele technische Fähigkeiten. Werfen, Fangen, Laufen, das reicht eigentlich,“ erklärt der 23-Jährige. Eine gute Spielübersicht zu besitzen, könne mehr wert sein als Geschick.
Wie die meisten Spieler hat er sich auf eine Position spezialisiert. Meist spielt er als Jäger und versucht Tore zu erzielen, indem er den Ball durch einen von drei gegnerischen Ringen wirft. Aber manchmal ist er auch Hüter und verteidigt dann die Ringe der eigenen Mannschaft.
Während die Jäger und Hüter versuchen, Tore zu erzielen und zu verhindern , versuchen Treiber gegnerische Spieler abzuwerfen und aus dem Spiel zu nehmen. Und dann sind da auch noch die Sucher, die den Schnatz fangen wollen. „Wenn man Quidditch das erste Mal sieht, kommt es einem schon sehr chaotisch vor“, lacht Philipp Wetterich. Für die Zuschauer sei es dennoch interessant, weil „irgendwo passiert immer etwas“.
Um bei den Positionen der Spieler den Durchblick zu behalten, tragen sie farbige Stirnbänder. Die Jäger tragen weiße, die Hüter grüne, die Treiber schwarze und die Sucher gelbe. Die Aufgabe der Sucher ist es, den neutralen Schnatz zu fangen. „Die besten Schnätze sind größer und wuchtiger als die anderen Spieler“, erklärt Wetterich. Außerdem dürfen sie sich mit den Händen verteidigen. Hier kommt es beim Versuch in den Rücken des Schnatzes zu gelangen und ihm die Socke mit dem Tennisball zu entreißen, schnell zu intensiven Ringkämpfen.
Viertelfinale wäre ein Erfolg
Mit den Darmstadt Athenas wurde er im Januar deutscher Vizemeister. In der nächsten Saison wird es dann auch zum ersten Mal einen regulären Ligabetrieb geben. Der Sport wird professioneller.
Bei der jetzigen Weltmeisterschaft ist Philipp Wetterich einer von 21 Spielern im Kader der Nationalmannschaft. Das klingt viel, weil aber jederzeit und häufig gewechselt wird, kommen die Spieler immer nur für kurze Zeit rein und können sich „verausgaben“.
Neben dem Vereinstraining zweimal die Woche kommt seit Februar das monatliche Trainingslager der deutschen Mannschaft dazu. Am letzten Wochenende fand das Abschlusslager in Paris statt. Dort trainierte und spielte man mit dem amtierenden Europameister, der französischen Nationalmannschaft.
Zu den Favoriten auf den WM-Titel gehöre das deutsche Team nicht, so Wetterich. Man strebe die Top Ten an: „Wenn wir ins Viertelfinale kommen, wäre das ein Erfolg.“ Der große Favorit sind die USA. Sie sind zugleich auch schon Vorrundengegner. „Vielleicht können wir sie ein wenig ärgern“, hofft der Nationalspieler. Vor allem wünscht er sich von der Weltmeisterschaft viel Öffentlichkeit und „dass Quidditch als Sport ernst genommen wird.“

Mehr Informationen zur Quidditch-WM gibt es hier:
http://www.deutscherquidditchbund.de/index.php/de/worldcup16-de

 Quidditch ist ein Vollkontaktsport ähnlich wie Rugby. 	Bild: Lisa Tietze

So wird Quidditch gespielt
Quidditch ist eine Sportart, die ihren Ursprung in den Harry-Potter-Büchern von Joanne K. Rowling hat.
Während in der magischen Romanwelt die Spieler auf Besen fliegen, müssen auch in der realen Welt während des Spiels ein „Besen“ zwischen den Spielerbeinen behalten werden. Dabei handelt es sich meist um leichte Kunststoffstangen.
Der Kontaktsport ist eine Mischung aus Handball, Rugby und Völkerball.
Jedes Team ist gemischtgeschlechtlich und besteht jeweils aus sieben Spielern. Sie nehmen unterschiedliche Positionen ein.
Drei Jäger werfen sich einen Volleyball zu, den so genannten Quaffel. Sie versuchen durch einen von drei gegnerischen Ringe zu werfen. Ein erfolgreiches Tor zählt zehn Punkte.
Jede Mannschaft hat einen Hüter, der die eigenen Ringe verteidigt.
Zwei Treiber versuchen die gegnerischen Spieler mit Dodgebällen, den so genannten Klatschern, abzuwerfen.
Ist ein Spieler von einem Klatscher getroffen, muss er vom Besen absteigen. Er darf erst wieder ins Spiel eingreifen, nachdem er die Ringe seines Teams berührt hat.
Der Sucher eines Teams hat die Aufgabe den so genannten Schnatz zu fangen.
Der Schnatz ist ein neutraler Spieler. Er trägt gelbe Kleidung und trägt einen am Hosenbund befestigten Tennisball in einer Socke. Häufig handelt es sich dabei um einen sehr wendige Spieler.
Sobald der Schnatz bzw. die Socke von einem Sucher herausgezogen wird, erhält dessen Team 30 Punkte und das Spiel endet.